tag 6-10
Vielen Pilgern dient
Nyalam
als Zwischenstation auf
ihrem Weg zur Milarepa-Höhle, einem wichtigen bud-
dhistischen Wallfahrtsort. Einst fand hier der berühmte
tibetische Asket Milarepa Frieden in der Meditation: Die
Höhlen boten dem größten Dichter Tibets, der gleich-
zeitig auch einer der bedeutendsten Yogis war, einen
Rückzugsort. In den umliegenden Dörfern bereichern
die Begegnungen mit der ländlichen Bevölkerung unsere
Reise – insgesamt verbringen wir vier Nächte in Nya-
lam, um uns langsam zu akklimatisieren. Unsere erste
Wanderung führt zur
Pukharo-Höhle
und belohnt uns
bei einem Picknick mit einer atemberaubenden Aussicht
ins liebliche Tal. Die Umgebung bis hin zum
Dara-See
erkunden wir am nächsten Tag. Einer buddhistischen
Überlieferung zufolge trug Milarepa ein Tuch mit Eis
vom Kailash hierher und wrang es aus – so entstand der
stahlblaue See, der umgeben ist von einem traumhaften
Bergpanorama.
tag 10-13
Ausgedehnte Fahrten durch die grandios karge Land-
schaft liegen in den nächsten Tagen vor uns, doch zeigt
sich die vorbeiziehende Natur erkenntlich und gewährt
uns spektakuläre Aussichten auf gewaltige Bergrücken,
so manches Mal zeigen sich neben Kiangs, tibetischen
Wildeseln, auch Gazellen oder Tibetantilopen. Unterwegs
nach Saga im Programm: das Portrait des Himalaya,
gesehen vom 5.120 m hohen Thong La-Pass aus und
der 8.012 m hohe Shisha Pangma, vorgestellt vom Tal
des türkisfarbenen Peiku-Sees. Auf der Fahrt zum am
Manasarovar-See
gelegenen
Chiu-Kloster
überqueren
wir weitere Pässe und nähern uns langsam unserem
Ziel. Am Ufer des Gung Gyu-Sees zeigt er sich dann
zum ersten Mal – der heilige Kailash.
tag 13-16
„Kein Ort ist wundervoller als dieser“, staunte einst
schon Milarepa, der am Fuße des
heiligen Kailash
in
völliger Abgeschiedenheit lebte. Für die Tibeter stellt der
6.714 m hohe Kailash das Zentrum des Universums dar
und wird auch von den Anhängern des Hinduismus und
Jainismus als heiligster Berg verehrt. Für jeden gläubigen
Tibeter ist seine Umrundung, die sogenannte Kora,
ein bedeutender Schritt zur Erleuchtung, der begleitet
wird von einer Begegnung mit dem eigenen Selbst. Wir
tun es den Pilgern gleich und starten unser
viertägiges Trekking - geführt durch einen
erfahrenen Guide - von
Darchen
aus. Eher
unscheinbar wirkt der Ort, seine Bedeu-
tung aber ist unermesslich, beginnt hier
doch für fast alle Pilger der beschwer-
liche Gang um den Kailash. Stetig leicht
bergauf geht es zum südlich gelegenen
Tarpoche, einem mächtigen Fahnenmast,
an dem farbenfrohe Gebetsfahnen
im kalten Bergwind flattern und eine
mystische Atmosphäre erzeugen. Der
Chorten Khangnyi, ein zweibeiniger
Stupa, gilt als eigentlicher Startpunkt
der Kora. De facto markiert er den
Eingang zum Tal des Lhachu-Flusses,
spirituell gesehen ist er das Tor zum
Tal des Götterflusses. Unterhalb des
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